Mo. Sep 25th, 2023

Vor genau 15 Jahren hat der 2011 verstorbene Apple-Innovator Steve Jobs das Ur-iPhone auf die Bühne der Macworld Expo vorgestellt. Zu Beginn seiner Präsentation kündigte er wie üblich die neuentwickelte Apple-Hardware an: Erstens einen Breitbild-iPod mit Touch-Steuerung – es gab viel Applaus, dann ein bahnbrechendes Internet-Kommunikationsgerät – es gab großen Applaus, schließlich ein revolutionäres Mobiltelefon – und es gab sehr großen Applaus, denn auf letzteres hatte man sehnsüchtig gewartet, nachdem die Gerüchteküche seit Monaten gekocht hatte. Jobs sagte: „ein iPod mit Touch-Steuerung, ein Internet-Kommunikationsgerät, ein revolutionäres Mobiltelefon“ und er wiederholte diese Aufreihung mehrfach.

Viele dachten in diesem Moment natürlich an drei Produkte, aber am Ende löste Steve Jobs das Geheimnis um sein wohl legendärstes „One more thing“ auf, das er jemals ankündigte. Das iPhone: ein iPod mit Touch-Steuerung, ein Internet-Kommunikationsgerät und ein revolutionäres Mobiltelefon IN EINEM GERÄT. Und zwar in einem, das so klein war, dass er es die ganze Zeit über in der Seitentasche seiner Jeans „geparkt“ hatte – die Folge war frenetischer Applaus des Publikums.

Das erste iPhone hatte zwar nur maximal 8GB Speicher, wurde dennoch von den Apple-Fans bejubelt und von der etablierten Mobiltelefon-Industrie mit gemischten Gefühlen begrüßt – und zwar zurecht. Selbst die Giganten der Branche wie Motorola, Nokia und Jobs‘-Gegenspieler Bill Gates mit Microsoft hatten sich schon an Smartphones versucht und waren grandios gescheitert. Jetzt konterte Apple und das auch noch zu einem unglaublich hohen Preis von 600 Dollar, wo doch das beliebteste Blackberry-Smartphone mit einem Preis von 350 Dollar als teures Status-Symbol über den Ladentisch ging.

Und doch gab die weitere Historie der Vision von Steve Jobs recht: „sein“ Handy als Zentrum unseres Lebens hat sich bewahrheitet. Und die Konkurrenten, allen voran Samsung und der chinesische Merkt, haben mitgezogen. Das Smartphone hat das Leben unserer Gesellschaft und die Welt, in der wir leben, nachhaltiger verändert, als alle anderen Ereignisse, die meine Generation miterleben durfte, inklusive der Mondlandung. Es wird für immer in einer Reihe stehen mit Errungenschaften wie dem Buchdruck, der Dampfmaschine oder der Glühbirne.

Ohne iPhone & Co wäre das Internet ein Spielplatz für Nerds geblieben, Social Media mit Firmen wie Google, Meta (= Ex-Facebook) oder Amazon wären nie so groß geworden, weil Milliarden von Menschen weltweit jederzeit bequem ihre Dienste nutzen können. Nie zuvor in der Geschichte war es für jedermann und jede Frau so leicht, auf das gesammelte Wissen der Zivilisation zurückzugreifen. Oder das Unwissen durch Verschwörungstheorien und Fake-News. Kein Zweifel: Das iPhone war der Raketen-Booster, der das Zeitalter der Digitalisierung vorangetrieben hat.

Einige Apple iPhone Modelle von 2007 bis 2019

Für mich persönlich gab es bis 2010 aber noch keinen iPhone-Hype, was auch daran lag, dass ich keinen Handy-Vertrag bei der Telekom hatte und in Deutschland wurde das iPhone zunächst nur über T-Mobile Deutschland vertrieben, gekoppelt an Branding-Verträge, die eine Nutzung ausschließlich im T-Mobile-Netz erlaubten. Als ich es dann aber in Besitz nahm, gab es keinen Zweifel mehr: Dieses Gerät war eine Revolution, hatte all das, was ich mir immer für ein mobiles Gerät gewünscht hatte und war in der Bedienung kinderleicht. Und im App-Store waren die besten Elektromusik-Apps, die man sich vorstellen konnte, von Herstellern wie Moog, KORG, Arturia und so weiter.

Es gab kaum etwas, für das es nicht auch eine App gab. Die Liste von all den Dingen, die vom iPhone und anderen Smartphones verdrängt wurden, hat kein Ende: Fotoapparat, Telefonzelle, Walkman und CD-Player, Gameboy, Audio-Aufnahmegerät, Scanner, Archivordner. Das alles (und noch viel mehr) wurde vom iPhone und seinen Nachfolgern zu Dinosauriern degradiert und zum Aussterben verurteilt. Heute, nur anderthalb Jahrzehnte nach Steve Jobs‘ legendären Auftrtitt am 9. Januar 2007 in Kalifornien, müssen sich selbst Hersteller von Notebooks und Fernsehern oder Kreditkarten-Firmen Sorgen machen, schon bald von Handys ersetzt zu werden.

Doch inzwischen ist die große Magie erloschen. Das iPhone und seine Konkurrenzprodukte sind im Grunde fertig entwickelt, verbessern sich nur noch in den bereits bekannten Disziplinen Schnelligkeit, Bildschirmqualität, Akkulaufzeit und dort seit Jahren auch nur noch in Details. Egal, was auf Produktneuvorstellungen alles erzählt wird: es gibt auf diesem Sektor keine revolutionären Neuheiten mehr. Aber gleichwohl war es, nicht nur unter Steve Jobs, Apples Stärke, spannende Produkte und Technologien zu finden und sie in eine Form zu bringen. Ich beispielsweise möchte meine Apple Watch kaum noch missen, hält sie mich doch über mein gesundheitlichen Befinden, den Schlaf und auch mein Körpergewicht stets auf dem Laufenden. Und solche Produkte wird es auch in Zukunft geben – egal ob sie aus Kalifornien kommen werden oder sonst wo.

Visionen umsetzen, Digitalisierung vorantreiben, einen Schritt voraus sein! Das gilt auch und gerade für die Öffentliche Verwaltung in Deutschland. Sonst geht es ihr wie einst Nokia. Dort dachte man, dass Apple nur Computer kann und steht heute im Abseits. Man darf sich niemals auf dem ausruhen, was man hat, muss immer hinterfragen, was man verbessern kann.

Dieser Artikel von Rainer W. Sauer wurde zuerst am 09.01.2022 auf dem Blog & Podcast „Über den Umgang mit Veränderung“ veröffentlicht.