Seit zwei Jahrzehnten besteht und arbeitet der städtische Eigenbetrieb Kommunalservice Jena (KSJ) und sein Werkleiter, der gebürtige Rheinland-Pfälzer Uwe Feige, hatte schon 1992 die Leitung als Betriebsdirektor des KSJ-Vorgängerunternehmens und ehemaligen VEBs Stadtwirtschaft Jena übernommen. Dass er nun beinahe drei Jahrzehnte die Geschicke des kommunalen Unternehmens leitet, war seinerzeit so nicht vorauszusehen gewesen, denn sein erster Arbeitsvertrag lief seinerzeit über vorerst sechs Monate.
Damals sagte dem Mittzwanziger eine junge Dame tröstende Worte, die sein Leben verändern sollten: „Auch diese Arbeit muss erledigt werden.“ Ein Schlüsselerlebnis, wie Feige sagt, sei ihm doch klargeworden, wie die Tätigkeit seiner MitarbeiterInnen und ihm in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. So sagten Stadtverordnete ihn durch die Blume, die Stadtwirtschaft sei ein „Resozialisierungsbetrieb“, bei dem manch ein Beschäftigter nach dem Tagelöhnerprinzip bezahlt wurde und gelegentlich anstatt einer Gehaltszahlung auch mal vorsorglich die Wohnungsmiete beglichen werden musste.
Eine Frage trieb den gelernten Kfz-Schlosser und studierten Ingenieur für Raumplanung mit Masterabschluss in den 1990er Jahren um: Welche Grundversorgung kann es geben, die unter öffentlicher Kontrolle bleiben soll? Seine Vision ging auf und 30 Jahre später besteht „sein“ Kommunalservice Jena aus mehreren Geschäftsbereichen mit unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern. Darunter befinden sich neben den „Klassikern“ Bauhof, Müllentsorgung (kommunal sowie über die Servicegesellschaft Jena mbH auch dezentral) und Straßenreinigung auch die städtischen Grünanlagen und Spielplätze, der Stadtforst (nebst Naturerlebniszentrum), eine eigene Gärtnerei sowie die Friedhöfe und ein Bestattungshaus im KSJ-Portfolio.
Ein großes Feld des Kommunalservice Jena stellt auch das dar, was anderswo Tiefbauamt heißt. Neben dem Bau und Qualitätsmanagement von Straßen, Wegen und Plätzen zählen die Straßenbehörde und die Beitragsabteilung hinzu. Außerdem hat sich die frühere Abteilung für Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen zu einem Bereich Elektrotechnik gemausert, mit umweltsensitiver Verkehrssteuerung, der Betreuung des Breitbandausbaus und einem Fuhrpark an städtischen Elektrofahrzeugen. Uwe Feige zur Lichtsignalsteuerung und -wartung, die 2010 nach 20 Jahren kostenintensiver Betreuung durch einen externen Dienstleister wieder zurück an die Stadt ging. Damals habe er „jede Wette gegen sich gehabt“, betont der 56-Jährige. Gleichwohl ist alles gut gegangen, man habe Hunderttausende Euro einsparen können (plus des Mehrwerts, die Ampelphasen nunmehr in Eigenregie steuern zu können) und es habe sich gezeigt, dass auch die Straßenbeleuchtung in der Obhut eines Energieversorgers kaum etwas anders gewesen sei, als eine „Krebstherapie von Dr. Marlboro“. Schon bald konnte der Kommunalservice hier auf rund 50 Prozent Einsparung bei der Elektroenergie verweisen.

Kann es KSJ gelingen, generell günstiger zu sein, wenn man etwa an den Bauhof und den Straßenbau denkt? Unter öffentlicher Kontrolle zu arbeiten, das könne Fluch und Segen sein, berichtet der Werkleiter. Denn nicht immer könne ökonomisch entschieden werden, der Stadtrat habe Wünsche und die Arbeit müsse erklärt und gerechtfertigt werden. Allerdings müsse man keine Konzernzentrale bezahlen, keiner exorbitanten Gewinnerwartung folgen, sondern eher dem Kostendeckungsgebot. Im Wesentlichen sieht Feige dabei die Folgen eine erkennbaren Oligopolisierung, etwa in der Entsorgungs- oder der Bauwirtschaft. Gab es einst beispielsweise fünf privatwirtschaftliche Containerdienste und seien diese nun Töchter eines Konzerns, sind Gewinnspekulation und künstliche Marktverknappung durch Marktkontrolle nicht fern. Hier sei die öffentliche Hand dann nur noch in der Lage zu reagieren. Also gebe es Dinge, die man schon im INteresse der Bürgerinnen und Bürger nicht vollständig dem Markt überlassen sollte, so der Experte, der auch im Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) aktiv ist.
„Uns entkommt keiner; wir decken jeden Lebenszyklus ab und sind mit dem Branchenmix ein relativer Exot“, sagt Uwe Feige heute humorvoll mit Blick auf die Spielplätze, Müllabfuhr und Stadtforst bis zur Bestattung. Zu den wichtigsten Projekten derzeit zählen seinen Worten zufolge der Bau eines Kommunalen Parkhauses auf dem Uni-Campus Inselplatz und der eines weiteren Multifunktionsbaus auf dem eigenen Betriebsgelände für den Bereich Grünanlagen und die MitarbeiterInnen des Gewässer-Verbandes. Zwei Verwaltungsgebäude stehen dort bereits, ein sog. „Tauschhaus“ und ein großer Wertstoffhof nebst Umschlaghalle für die Müllsortierung.
Aber damit nicht genug: In Feiges Kopf gibt es weitere Ideen, die teilweise bereits Planungsreife erreicht haben. Darunter das Konzept für die Wiederverwertung von Textilien in einem Gebrauchtwarenhaus. Und natürlich sein langjähriges Herzensprojekt : der „Wertstoffhof Süd“ im stadtnahen Zöllnitz. Zwei kommunale Wertstoffhöfe hat Jena bereits – nun soll ein dritter folgen, der auch für die bald 20.000 EinwohnerInnen des südlichen Saale-Holzland-Kreises (SHK) nutzbar sein wird. Seit Jahren kooperieren Stadt und Landkreis auf Augenhöhe, wie SHK-Landrat Andreas Heller und Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas NItzsche gerne betonen und ein „Wertstoffhof Süd“ ist eines der gemeinsamen Projekte, dessen vorhabenbezogene Bebauungsplanung in diesem Jahr vorangetrieben werden soll.
Geschrieben von und © 2022 für die Initiative VERWALTUNGSNETZWERK DEUTSCHLAND | www.verwaltungsnetzwerk.info