In alphabetischer Ordnung:
Steffi Lemke (Bündnisgrüne) ist Ministerin für Umwelt und Verbraucher. Lemke ist nicht nur Gründungsmitglied der Ost-Grünen sonern leider auch die einzige Grüne aus dem Osten im Kabinett. Sie ist parteilinks und war früher Bundesgeschäftsführerin beim Bündnis’90. Gab es Anfangs bei der Bundesregierung nur ein Umweltministerium, so leitet Steffi Lemke jetzt das dritte Öko-Resort. Das Ur-Grüne-Traditionsministerium hat aber gerade Rober Habeck für sein Superministerium demontiert. Klingt zwar blöd, ist aber so. Dafür darf sich Lemke nun den Arten- wie den Verbraucherschutz auf die Fahnen schreiben.
Christian Lindner (FDP) ist Finanzminister. Unbedingt wollte er diesen Job und das brachte ihm Häme und Fragen nach seiner Qualifikation ein. Nun muss der neue Vize-Vizekanzler die Transformation „Mehr Fortschritt wagen“ sauber finanzieren und sich dabei ein ums andere Mal vor allem mit dem Vize-Kanzler einigen müssen. Stresserhöhend wird seine Verhinderungspolitik bezüglich zu hoher Schulden, höheren Steuern und noch kommenden Finanzskandalen werden. Hans-Dietrich Genschers Rat „Den guten Lotsen erkennt man an der ruhigen Hand und nicht an der lautesten Stimme.“ kann dabei hilfreich sein.
Cem Özdemir (Bündnisgrüne) ist Minister für Agrar und Ernährung. Der bekennende Vergetarier ist nun (auch) für Rinderzüchter und Schweinemäster zuständig. Geht, sagt Özdemir, denn: „Mein Vater war Bauer in der Türkei, es fühlt sich an, als schließe sich ein Kreis.“ Da der langjährige Parteichef unbedingt ein Ministerium wollte, war es relativ egal, welches es am Ende wurde. Der 55-Jährige ist im Grunde ein versierter Außenpolitiker, der vier Jahre lang den Verkehrsausschuss des Bundestages geleitet hat. Zukünftig zieht er durch die Felder und Dörfer und Anton Hofreiter schaut ihm dabei zu..
Wolfgang Schmidt (SPD) ist Kanzleramtschef. Bekannt als Bodyguard des neuen Bundeskanzlers, dem er – egal was sein Chef in den vergangenen zwei Jahrzehnten war: SPD-Generalsekretär, Parlamentarischer Geschäftsführer, Bundesminister – stets treu zur Seite stand. Als Volljurist kann Schmidt vorausdenken, planen und Dinge aus dem Weg schafften. Zwar ist seine bisherige Mission „Olaf Scholz soll Kanzler werden“ erst einmal beendet, aber jetzt wird es für den Chef des Kanzleramtes erst so richtig ernst. Dafür hat der Name Schmidt in Verbindung mit Hamburg immer noch einen guten Klang in Deutschland.
Svenja Schulze (SPD) ist neue Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die einstige GroKo-Umweltministerin kümmert sich nun um das, was man früher profan Entwicklungshilfe nannte. Ihre Qualifikation als Politikprofi zeigt dieser Satz: „Ich habe mich bisher für die Transformation der Gesellschaft engagiert und werde dasselbe fortan auf globaler Ebene tun.“ – Gesagt, getan.
Anne Spiegel (Bündnisgrüne) ist Familienministerin. Zweifellos gehört Spiegel gehört zu den Überraschungsminister*innen und hat ein Faible für das Gendern unserer Sprache. In Mainz war sie als Minister*in (erst Familie, zuletzt Umwelt) Kolleg*in von Volker Wissing und auch dort wollte sie am liebsten alle Gesetze einem Gleichstellungscheck unterziehen. Das darf sie nun ganz offiziell in ihrem neuen Ministerium, wobei die Kindergrundsicherung einzuführen eine ihrer ersten Amtshandlungen sien dürfte.
Bettina Stark-Watzinger (FDP) ist Ministerin für Bildung und Forschung. Die einzige Liberale im Kabinett hat, da man sie kaum kennt, nichts zu verlieren. Das schafft der Diplom-Vokswirtin aus Hessen Raum, um mit ihrer beruflichen Erfahrung als Managerin (European Business School in Oestrich-Winkel, LOEWE-Zentrum, Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung) nun neue Bildungshorizonte zu erobern. Leicht wird das nicht, denn ihre Vorgängerin Anja Karliczek wurde zwischen den Sorgen, Nöten und Begehrlichkeiten von Schulen, Hochschulen und gut organisierten Studierenden zerrieben.
Volker Wissing (FDP) ist Minister für Verkehr und Digitales. Bevor er Generalsekretär der Liberalen wurde, war Wissing rheinland-pfälzischer Minister u.a. für Wirtschaft und Verkehr sowie stellvertretender Ministerpräsident des Bundeslandes. In seinem neuen Laden muss er erst einmal Ordnung schaffen, bevor es mit dem Arbeiten losgeht. Ein Dutzend Jahre lang war das Verkehrsministerium eine CSU-Festung, die von Koryphäen wie Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt oder Andreas Scheuer geleitet wurde.. Wenn Wissing dann loslegt, weden die Grünen mit Argusaugen auf das schauen, was er so treibt.
Geschrieben von Rainer W. Sauer und © 2021 für die Initiative VERWALTUNGSNETZWERK DEUTSCHLAND | www.verwaltungsnetzwerk.info