Die drei Kommunen, die diesen Herbst beim KGST-Forum aufeinandertrafen waren doch schon recht unterschiedlich. Zum einen Essen als Zentrum der Metropolregion Rhein-Ruhr, dann die 14.000 Einwohner-Gemeinde Wennigsen aus der Region Hannover und schließlich Beratszhausen im Kreis Regensburg mit rund 5.000 Bürgerinnen und Bürgern. Es ging um das Thema Social Media. Christoph Meineke, scheidender Bürgermeister aus Wennigsen, war vor bei seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahrzehnten einer der Ersten, der überhaupt die Sozialen Medien nutzte. „Schüler VZ und Studi VZ, ja sogar ICQ waren damals meine Kanäle“, erinnerte er sich. Damals war das alles neu und Meineke wurde er von den Medien gehyped; heute sieht er vieles differenziert.
Man nehme im Umgang mit Social Media Plattformen „sehr viele persönliche Tiefschläge mit. Social Media hat mich manchmal an den Rand des Wahnsinns getrieben“, resümiert der heute 41 Jährige. Ein Problem sei es gewesen, dass er es an seine Pflicht angesehen habe, vor allem meine Mitarbeiter vor dem ganzen Hass im Netz schützen. Doch die Beziehung zwischen einer Verwaltung und den Nutzern von sozialen Medien kann sich durchaus schleichend toxisch entwickeln, sagte Meineke. Die Sozialen Medien könnten schnell zu einer Waffe gegen die Verwaltung werden, denn der Ton sei auch schon einmal rau, und man solle bitte bedenken, „was das mit Ihren Mitarbeitern macht, seien Sie vorsichtig und wachsam“, warnte Meineke.
Völlig anders sieht dies Matthias Beer aus Beratszhausen, der mittlerweile als Deutschlands „Tik-Tok-Bürgermeister“ – Tik Tok ist eine Videoplattform voller MiniVideos, die vor allem von Jugendlichen und jung gebliebenen Menschen genutzt wird. Und dort tanzt der 35-jährige Bürgermeister auch schon mal auf Socken durchs leere Rathaus zum Sound rockiger Lieder – angelehnt an eine Film-Szene mit Hugh Grant aus „Tatsächlich…Liebe“. Wie er sagt, gebe ihm der Erfolg Recht, denn seine Videos erreichen in ganz Deutschland und darüber hinaus eine riesige junge Fangemeinde. Doch Beer geht noch weiter und postet sogar sehr persönliches, „mein ganzes Privatleben“, wie er berichtete. Aber: einen offiziellen Account der Gemeinde gibt es nicht. „Dadurch bin ich frei, man kann mich kritisieren, aber nie die Gemeinde“, sagt er.
Naturgemäß geht es in einer 580.000 EinwohnerInnen-Stadt ganz anders zu. In Essen kümmert sich eine spezielle Abteilung mit vier Mitarbeitenden ausschließlich um die sozialen Medien Facebook, Instagram, Twitter und Youtube. Vom frühen Morgen bis spät am Abend ist immer ein Mitarbeiter im Dienst, um beispielsweise die 36.000 Follower bei Facebook mit den neuesten Infos zu versorgen. Maxime ist jedoch: Zu nüchtern und zu verwaltungs-öffentlich darf es hier nicht werden, da man sonst zu wenige Menschen erreiche, die Silke Lenz beim KGSt-Meeting erzählte. Lenz: „Längere Texte erreichen das Publikum nicht, es muss möglichst locker geschrieben werden. Grafiken und bewegte Bilder funktionieren dagegen besonders gut.“ Die Youtube-Plattform werde für ihre Großstadt immer wichtigerer. Auf dem stadt-eigenen Kanal postet Essen kurze Videos zu aktuellen Themen „Immer locker, immer im Infotainment-Stil. Da stößt man auch mal an Grenzen, denn wir sind am Ende doch immer noch die offizielle Seite einer Behörde. Alles ist da nicht erlaubt“, so das Fazit von Silke Lenz vom Presse- und Kommunikationsamt der Stadt Essen.
Wer sich informieren möchte, wie beispielsweise die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover im Social Media-Bereich agiert, dem sei DIESE Webseite empfohlen.
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(…unter Verwendung von Informationen der KGSt un des DStGB)